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Pelikan Rettungssystem

Der großen Begeisterung folgt die Ernüchterung

Im August 2016 haben wir über facebook, newsletter und diese Web Seite bekanntgegeben, dass wir das erste zertifizierte Trainingszentrum des Rettungssystem "Pelikan" sind und haben das System begeistert empfohlen.

 

Wir hatten schon einige Tests hinter uns - unter Motor gegen den (nicht allzu starken) Wind.
Und wir waren zunächst sehr angetan von dieser - wie wir fanden - tollen Idee. (Zugegeben: nicht alle von uns.)


Nun sollte die Testreihe unter Segeln (plus Motor) folgen.

Zuvor hatten wir unsere Kriterien für ein praktikables Rettungsmanöver auch mit ganz kleiner Crew aufgestellt. Dazu gehörte, dass wir nicht mit zermürbend schlagenden Segeln unter Motor gegen Wind und Welle andampfen wollten.

Wir hatten uns für eine Variante des >>Hamburger Manövers entschieden - eine Kombination aus Vorausfahrt und leichter Drift mit dichtem Großsegel und backgestellter Fock.
Wie die folgenden Fotos zeigen, endete das Vorhaben desaströs.

Und zwar auch beim zweiten Mal, nachdem der Hersteller Verbesserungen aufgrund unserer ersten Testergebnisse vorgenommen hatte.

 

>Beim Klick auf die Bilder werden diese vergrößert.>

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Beim Ansteuern des MOB: Das Gestänge beginnt zu verbiegen
Das Verbiegen des Gestänges schreitet fort
Wir versuchen trotzdem, den MOB einzufangen






Vergeblich versuchen wir ihn noch an Bord zu holen
Auch im zweiten Anlauf: Ratlosigkeit - es geht nicht vor und zurück. Der MOB ist unterm Heck gefangen

Unser Resümee:

Das System kann offenbar keine Drift ab. Dabei ist es nicht nur schwierig, den MOB zu retten, sondern seine Situation wird eindeutig verschlechtert.
Man muss es so sagen: Ohne Pelikan wäre es unserm MOB besser gegangen ...

 

Selbst wenn die Drift nicht geplant ist - man kann sie nicht immer vermeiden.

 

Wir müssen zurückrudern und können das Pelikan System nicht mehr empfehlen.

 

Was uns irritiert: Unsere Tests wurden dokumentiert und natürlich dem Hersteller und dem norddeutschen Vertrieb bekannt gemacht.

Die Webseite und die facebookseite des Herstellers sind seit Anfang 2017 bis heute (10.09.2017) nicht mehr erreichbar.

Ca. neun Monate nach unseren Tests bekommt der norddeutsche Vertrieb auf der hanseboot ancora boatshow im Mai 2017 in Neustadt erneut die Gelegenheit, das System vorzustellen.

 

Das nachfolgende Video ist wahrscheinlich von der hanseboot-ancora-boatshow 2016.

Die Vorführung bei der boatshow 2017 fand in ähnlich euphemistischer Weise statt, obwohl unsere Testergebnisse schon lange bekannt waren.

 

 

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Werden Vorführungen wie diese über MOB Fälle mit den Attributen "einfach","simpel", "alles überhaupt kein Thema" belegt, halten wir von vornherein einen großen Sack voll Skepsis für angebracht.

Selbst wenn das System auch in unseren Tests funktioniert hätte, sollte bedacht werden, dass ein über Bord gefallener Mensch einen Seenotfall darstellt und uns in jeder Hinsicht vor eine große seemännische und mentale Herausforderung stellt.

Insbesondere darf man sich durch Hinweise, wie "alles überhaupt kein Thema" nicht dazu verleiten lassen, auf die sofortige Aussendung eines Seenotalarms zu verzichten.

Wirksame und zügige Rettung über Bord gefallener Menschen kann durch derart viele teuflische Details verzögert oder gar unmöglich gemacht werden, dass wir keine Zeit fürs Hilfe holen verschenken dürfen.

Das zeigen unsere weit über einhundert Praxistests mit verschiedenen Systemen unter unterschiedlichsten Bedingungen eindringlich.

 

Bei einer beliebigen dieser Gelegenheiten hätte der Satz "irgendwas ist immer" geboren werden können.

 

Richard Jeske, Neustadt, 10.09.2017

 

 

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